2 Minuten

Kaum ein Moment im Leben einer Frau ist so emotional wie der Schwangerschaftstest. In dieser gefühlten Ewigkeit läuft das Kopfkino auf Hochtouren: Was an dieser Entscheidung alles dranhängt, was diesem Moment vorausgegangen ist und mit wem und was daraus möglicherweise folgt – die größte Freude, die größte Überraschung oder die größte Verzweiflung …

Drehbuch:

Lisa Miller

Regie:

Lisa Miller

Produzentinnen:

Yvonne Abele, Josepha Herbst, Katharina Puttendörfer, Daniela Zentner

Idee & Redaktion:

Beate Maschke-Spittler, Meike Götz (MDR)

Cast:

Taneshia Abt, Ninia Binias (Ninia LaGrande), Omar El-Saeidi, Johanna Franke,
Corinna Harfouch, Banafshe Hourmazdi, Rupert Markthaler, Marie Nasemann,
Sophie Pfennigstorf, Shenia Pitschmann, Kevin Silvergieter, Madieu Ulbrich, Luisa Wöllisch

Start:

27.11.2020 in der ARD Mediathek

Fragen an die Regisseurin und Drehbuchautorin Lisa Miller

„2 Minuten“ – das sind sechs Mini-Dramen rund um das Thema Schwangerschaft und Beziehung. War es schwer, die unterschiedlichen Aspekte auf maximal zehn Minuten zu verdichten? Oder war genau das Reiz an dem Projekt?

Schon der Titel „2 Minuten“ drückt aus, dass es keine lange Zeitspanne braucht, um ein Leben oder eine Beziehung auf den Kopf zu stellen. Diese Vorgabe habe ich dramaturgisch genutzt. Von einem Moment auf den anderen werden die Protagonistinnen mit lebensverändernden Umständen konfrontiert. Im Kleinen wie im Großen. Insofern musste ich nicht verdichten, sondern konnte mir erlauben, direkt in diesen einen Moment zu springen, ohne das Vorher und Nachher erklären zu müssen.

Ein Schwangerschaftstest ist ja ein sehr intimer Moment, den viele Frauen mit sich selbst ausmachen. Was war das Spannende an dem Thema für Sie?

Die Intensität und Intimität des Themas bringen uns gleich ganz nah an die Sehnsüchte und das Leben der jeweiligen Protagonistinnen. Mir war es wichtig, über die Emotion hinaus die Geschichten in einen gesellschaftlichen und feministischen Kontext zu setzen.
Die Kontroversen zur Abtreibung sind hier das offensichtlichste, aber auch die Fragen: Wer soll in dieser Gesellschaft Kinder bekommen? Wer kann es sich leisten und welchen strukturellen Ungleichheiten ist man unter Umständen ausgesetzt?
Es ist ein Thema, mit dem sich jede*r (aber noch mehr diejenigen mit Uterus) in irgendeinem Moment ihres Lebens konfrontiert sieht – ob man will oder nicht und auch nicht immer frei von Stigma.

Die Serie könnte in jeder deutschen Großstadt spielen. Nur Frauenärztin Dr. Vogel hat einen sächsischen Zungenschlag. Zufall oder Absicht?

Mir war die regionale Verortung sehr wichtig – insofern Absicht. Die Geschichte bleibt trotzdem universell, vielmehr hilft die Verortung sogar, eine authentische Linie zu finden. Etwas, das uns englischsprachige Produktionen voraushaben. Sächsisch ist oft negativ behaftet. Damit wollte ich bewusst brechen, deshalb „sächselt“ nicht nur die Ärztin, auch die jungen Frauen Kim und Sandra sprechen Leipziger Slang. Sprache trägt so auch zu einer Vielfalt bei, die mit Selbstverständlichkeit repräsentiert werden sollte. Gerade auch in neuen Formaten.

Die Serie ist speziell fürs Web produziert. Gibt es Unterschiede zu einer TV-Produktion?

Es gibt einige technische Besonderheiten, welche die Arbeit an Webserien beeinflussen. Viele schauen diese Formate auf ihren Handys, man muss immer nah dran sein. Die neuen Medien spiegeln sich auch in der Machart vieler Webserien wieder. Chats, Social Media oder Google-Suchen werden selbstverständlich als narrative Elemente integriert.
Nicht nur die Zielgruppe ist jünger, auch die Regeln im Internet sind vielfältiger als am Fernseher. Das schafft neue Freiheiten, aber auch Herausforderungen. Während man sich offline vielleicht mal eine Stunde berieseln lässt, klickt man sich online sofort weiter.

Fragen an das Produzentinnen-Team

„2 Minuten“ ist eine Serie, die von der Idee bis zur Umsetzung fast komplett in Frauenhand lag. Wie macht sich so viel Frauenpower bei der Produktion bemerkbar?

Unsere Superpower liegt in unserer kreativen Vielfalt. Wir sind vier Frauen in unterschiedlichen Lebenssituationen, mit unterschiedlichen Kenntnissen, Leidenschaften und Erwartungen. Von der Entwicklung der ersten Idee bis hin zum letzten Schliff in der Postproduktion konnten wir aus unseren Erfahrungen und Ansichten schöpfen. Dass wir mit Lisa Miller eine so starke Regiestimme gewinnen konnten, hat unsere Superpower noch verstärkt.
Mit Respekt, Vertrauen und Humor kann man mit allen Menschen jeden Geschlechts zusammenarbeiten. Als Produzentinnen-Kleeblatt leben wir das vor und tragen diese innere Überzeugung nach außen. Entscheidungen haben wir nicht immer gemeinsam getroffen, aber immer in dem guten Wissen, dass wir eine gemeinsame Vision des Projektes verfolgen.

Gedreht und produziert wurde die Serie in Leipzig. Was macht Leipzig als Drehort aus?

Die Stadt ist lange schon keine Neuentdeckung für Film und Fernsehen mehr, aber wir lieben sie! Wir wollten eine Seite von Leipzig zeigen, die es noch nicht ins Fernsehen geschafft hat. So fanden wir relativ schnell unser Kernmotiv im Leipziger Westen, der von einer lebendigen, freien Kunst- und Kulturszene geprägt ist. Da unsere Figuren einen Querschnitt von jungen Frauen mit verschiedensten soziokulturellen Wurzeln darstellen, fühlten wir uns dort gleich zu Hause.